London - Kryptowährungen sind digitale Währungen, die wie klassische Papierwährungen getauscht und gehandelt werden. Dieser digitale Zahlungsverkehr liegt jedoch außerhalb der Kontrolle von Banken oder Regierungen. Im Gegensatz zu Papiergeld oder Münzen existieren Kryptowährungen natürlich nicht in physischer Form und werden – anders als Fiat-Geld – nicht von einer zentralen Behörde ausgegeben. Der digitale Vermögenswert beziehungsweise das Guthaben wird durch den Besitz eines kryptologischen Schlüssels dokumentiert. Inzwischen gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl von Internet-Währungen mit besonderen Merkmalen und Anwendungsmöglichkeiten. Nur ganz wenige von ihnen haben eine so hohe Marktkapitalisierung wie Bitcoin, Ethereum, Ripple, Solana, Tether und Binance Coin. Der Kryptowährungshandel ist banken- und regierungsunabhängig und findet dezentral über ein großes Rechner-Netzwerk statt. Digitale Währungen können über Börsen gekauft und verkauft sowie in Wallets, also digitalen Geldbörsen, gespeichert werden.
Hierbei kommt der Blockchain eine Schlüsselrolle zu. Diese Technologie, die im Rahmen von Transaktionen Daten blockweise abspeichert und damit völlig transparent dokumentiert, hat den Charakter einer digitalen Eigentumsaufzeichnung. Die einzelnen Datenblöcke werden durch ein kryptographisches Verschlüsselungsverfahren miteinander verbunden. So entsteht eine fälschungssichere Transaktionshistorie aller Kryptowährungseinheiten. Das Herstellen von Digitalgeld wird auch Mining genannt und ist untrennbar mit der Blockchain-Technologie verbunden. Das Krypto-Mining ist ein Prozess, bei dem die neuesten Kryptowährungs-Transaktionen geprüft und dann neue Blöcke der Blockchain hinzugefügt werden.Auch die Märkte für Digitalwährungen funktionieren nach dem Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Da sie aber dezentral organisiert sind, wirken sich politische Ereignisse weniger stark auf die Kursentwicklung aus als es bei herkömmlichen Währungen der Fall ist.
Auch die bekanntesten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum sind Blockchain-basiert. Ethereum ist aber keine reine Währung, sondern zusätzlich eine Plattform für sogenannte Decentralized Apps (DApps), die aus Smart Contracts bestehen. Für letztere gibt es zahlreiche Anwendungen wie das Crowdfunding, E-Voting und Identitätsmanagement. Ethereum ist also eine weltumspannende quelloffene Blockchain für Smart Contracts und dezentrale Applikationen. Die eingespeisten Apps für unterschiedlichste Anwendungen kann jeder überall verwenden, aber niemand entfernen. Ethereum ermöglicht nicht nur den Einsatz von digitalem Geld ohne zwischengeschaltete Zahlungsanbieter und Banken, sondern ist frei programmierbar, sodass es für viele digitale Anlagen verwendet werden kann, sogar den Bitcoin. Es gilt als manipulationssichere Plattform für Finanzdienstleistungen, Games und Apps aller Art. So überrascht es nicht, dass eine immer größere Community auf der ganzen Welt diese Technologie für digitales Geldschürfen, Zahlungsverkehr und viele andere datenbezogene Anwendungen nutzt.
Ethereum stützt sich als Zahlungsmittel für die Transaktionsverarbeitungen auf die Kryptowährung Ether (ETH). Diese ist gewissermaßen das Lebenselixier des Netzwerkes. Wer ETH versendet oder eine Ethereum-Anwendung nutzt, zahlt eine kleine Gebühr, um das Ganze am Laufen zu halten. Dieser ETH-Obolus ist der Anreiz für die Miner, die gewünschte Verwendung zu überprüfen und zu realisieren. Miner sind damit so etwas wie Buchhalter, die dafür sorgen, dass die Plattform sicher und frei von zentraler Kontrolle ist. Weil es die Dezentralisierung nahezu unmöglich macht, Zahlungen oder die Inanspruchnahme von Dienstleistungen zu verhindern, ist Ethereum vollkommen zensurresistent. Außerdem sorgt es für ausgeglichene Wettbewerbsbedingungen. Kunden können sich darauf verlassen, dass Kapital in Form von ETH nur dann überwiesen wird, wenn alles geliefert wurde, worauf man sich geeinigt hat.
Das Erfolgsprojekt, das sich von anderen Kryptowährungen durch die innovative Entwicklungsplattform für dezentrale Anwendungen (DApps) abhebt, ist noch gar nicht so alt. Entwicklern war schnell klar, dass sie selbst erstellte Token und eigene Ökosysteme problemlos auf der Ethereum-Blockchain platzieren können. Der Reiz des neuen Konzeptes war 2015 so groß, dass die Ethereum Foundation von Frühinvestoren durch Crowdfunding mehr als 16 Millionen US-Dollar Fremdkapital einwerben konnte. Die Idee einer dezentralen Entwicklungsplattform löste einen wahren Hype um Ethereum aus. Schon 2013 hatte der junge Programmierer Vitalik Buterin einen Leitfaden unter dem Titel „Ethereum: A Next Generation Smart Contract & Decentralized Application Platform“ vorgelegt und damit die internationale Krypto-Szene elektrisiert. Ein Jahr später stellte der Russe auf einem Bitcoin-Kongress sein Konzept der breiten Öffentlichkeit vor und wurde bei der Umsetzung von einigen Mitgründern tatkräftig unterstützt.
Wie erfolgreich das Projekt wurde, zeigen die Zahlen zur Marktkapitalisierung im letzten Jahr. Auf dem ersten Platz der größten Kryptowährungen lag 2021 weiterhin der Bitcoin mit einer Marktkapitalisierung von rund 905,3 Milliarden US-Dollar. Laut dem „Handelsblatt“ vom 17. Dezember 2021 ist Ethereum (ETH) die zweitgrößte Digitalwährung. Mit rund 473 Milliarden US-Dollar ist seine Marktkapitalisierung fünfmal größer als die des drittplatzierten Binance Coin. Die Vorzüge beschreibt das Wirtschafts- und Finanzblatt so: „Grundsätzlich ist Ethereum ein dezentrales Blockchain-System, das eine eigene Kryptowährung, Ether, besitzt. Das Ziel der Krypto-Plattform ist es, eine dezentrale Anwendung für Nutzer aus der ganzen Welt zu werden. Auf der Blockchain-Plattform ist es daher auch möglich, nicht nur mit der Kryptowährung Ether zu handeln, sondern auch sogenannte Smart Contracts abzuschließen. Diese führen automatisch programmierte Vereinbarungen oder Verträge aus. So sollen künftig Transaktionen kostengünstiger und zuverlässiger gemacht werden.“
In diesem Jahr dürfte Ethereum erneut seine große Innovationskraft unter Beweis stellen. Wie Fachmedien berichten, plant das Entwickler-Team vom energiereichen und damit klimaschädlichen Proof-of-Work-Verfahren auf „Proof of Stake“ umzustellen. Das wird nicht nur den Energieverbrauch deutlich senken und die Transaktionen verbilligen, sondern auch das Staken der Kryptowährung ermöglichen. „Mit drei großen Upgrades im vergangenen Jahr hat das Entwickler-Team die Weichen bereits alle gestellt“, schrieb am Neujahrstag das Online-Portal „BTC-ECHO“. Mit der Verschiebung der „Difficulty Bomb“ im Dezember sei der Übergang zu Ethereum 2.0. jedoch um einige Monate verschoben worden. Doch wer bereits jetzt wisse, dass er von Anfang an unter den Netzwerk-Validatoren als Staker dabei sein wolle, könne sich nun einreihen: „Die Beacon Chain erlaubt es jetzt schon, Ether zum Staking zu hinterlegen.“